Vielfältig und virtuos

Ekkehard Wölk – „Lessons In Solitude“

von Frank Becker

Cover-Foto: Ekkehard Wölk
Vielfältig und virtuos
 
Ekkehard Wölks neues Solo-Album hat Klasse
 
Wie schrieb ich Ende 2019 anläßlich seines Albums „Pictures in Sounds“: „Auf Ekkehard Wölk ist einfach Verlaß.“ Der Berliner Pianist unterstreicht das mit seinem jüngsten Solo-Album „Lessons in Solitude“ und mit 16 Stücken und träumend und swingend. Virtuos hat er ausgewählte Kompositionen aus dem Barock, überlieferte Volkslieder aus drei Jahrhunderten, Stücke der Romantik und der Mitte des 20. Jahrhunderts neu und äußerst pikant arrangiert, der Auswahl bruchlos vier eigene Kompositionen hinzugefügt und seinen Hörern damit vergnügliche 76 Minuten geschenkt.
 
J.S. Bachs Vom zeitlich Kreuz und Leiden eröffnet den Reigen in tief besinnlicher Stimmung, gefolgt von einem Hauch von Stride in seinem eigenen Stroszek‘s Dreams, fröhlich, verspielt, prickelnd und von dem fingerfertig virtuosen Volkslied aus dem 16. Jahrhundert So treiben wir den Winter aus, das bei Arnim/Brentano im „Wunderhorn“ auch unter „Das Todaustreiben“ heißt. Eine Perle schimmernde ist Lascia ch‘Io Pianga von Georg Friedrich Händel, traumschön und seelenvoll von Ekkehard Wölk umgesetzt. Da wird einem das Herz bis zu letzten Triller weit. Raumgreifend wuchtig legt er Bachs O Mensch, bewein dein Sünde gross an und stellt mit barocken Notationen die Frage Where Will It End? Nach Bachs verträumter Petitesse Aria Di Giovannini folgt dramatisch das katholische Kirchenlied Es ist ein Schnitter der heisst Todt, bei Arnim/Brentano auch „Erndtelied“ (Hüte dich shönes Blümelein). Groß und episch, gewaltig und zart, emotionsbeladen überrollt Wölks Trilogie (Bedrängnis, Verhängnis, Hoffnung) den Hörer, läßt ihn fast erschöpft zurück, tröstend gefolgt von Schwesterlein, Schwesterlein und Franz Schuberts flottem Der Musensohn.
 
Wölks Endless Night gibt den ruhigen Übergang zu einem weiteren Schubert-Stück, dem romantischen Trockene Blumen. Mit Claudio Monteverdi kehrt noch einmal der frühe Barock zurück, sein tänzerisches Sanctorum Meritis Primo zeigt einmal mehr Wölks Virtuosität in Arrangement und Interpretation, bevor Hanns Eislers Kinderhymne den glänzend den Abschluß macht.
Wieder einmal legt Ekkehard Wölk ein Album von Rang vor. Wir empfehlen es und geben ihm abermals unser Prädikat, den Musenkuß. Es ist in Kürze in den Läden zu haben. Unsere Schallplatte der Woche.
 
Ekkehard Wölk – „Lessons In Solitude“
© 2023 Nabel Records (CD)
Ekkehard Wölk (piano solo)
 
1. Vom zeitlich Kreuz und Leiden (J.S. Bach / Ekkehard Wölk) - 2. Stroszek‘s Dreams (Wölk) - 3. So treiben wir den Winter aus (Volkslied / Wölk) - 4. Tanzen und Springen (Hans-Leo Hassler / Wolk) - 5. Lascia ch‘Io Pianga (G.F. Händel / Wölk) - 6. O Mensch, bewein dein Sünde gross (J.S. Bach / Wölk) - 7. Where Will It End (Wölk) - 8. Aria Di Giovannini (J.S. Bach / Wölk) - 9. Es ist ein Schnitter der heisst Todt (Volkslied / Wölk) - 10. Trilogie (Bedrängnis, Verhängnis, Hoffnung) (Wölk) - 11. Schwesterlein Schwesterlein Volkslied / Wölk) - 12. Der Musensohn (Franz Schubert / Wölk) - 13. Endless Night (Wölk) - 14. Trockene Blumen (Schubert / Wölk) - 15. Sanctorum Meritis Primo (Claudio Monteverdi / Wölk) - 16. Kinderhymne (Anmut sparet nicht noch Mühe) (Hanns Eisler)
Gesamtzeit: 1:16:14
 
Weitere Informationen: www.nabelrecords.de